Zur Modernität der Reichsstädte

Zur Modernität der Reichsstädte. Im Spektrum zwischen Segen und Fluch. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Reichsstadt am Beispiel Rothenburg ob der Tauber

Organizer
Stadtarchiv Rothenburg ob der Tauber
Venue
Ev. Tagungsstätte Wildbad
Funded by
Bezirk Mittelfranken; VR-Bank Mittelfranken Mitte eG
ZIP
91541
Location
Rothenburg ob der Tauber
Country
Germany
Takes place
In Attendance
From - Until
26.04.2024 - 27.04.2024
Deadline
26.03.2024
By
Florian Huggenberger, Stadtarchiv, Stadt Rothenburg ob der Tauber

Die Tagung wird sich sowohl mit dem historischen Phänomen der Reichsstadt wie auch mit deren Nachwirkungen am Beispiel Rothenburg ob der Tauber unter aktuellen Fragenstellungen befassen. Die Relevanz dieses Sonderwegs für die Gegenwart und Zukunft einstiger Reichsstädte wird herausgearbeitet werden. Dabei haben Memorialkultur, Mentalitätsgeschichte, Soziologie, wirtschaftliche Entwicklung sowie deren Implikationen für kulturelle Prägungen und gegenwärtige Identitäten ihren Raum.

Zur Modernität der Reichsstädte. Im Spektrum zwischen Segen und Fluch. Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Reichsstadt am Beispiel Rothenburg ob der Tauber

Die Tagung wird sich mit dem historischen Phänomen der Reichsstadt am Beispiel Rothenburg ob der Tauber unter aktuellen Fragenstellungen befassen. Der besondere Status von Reichsstädten gegenüber den deutlich zahlreicheren Landstädten und der Sonderweg ihrer Entwicklung bis hin zum Ende des Heiligen Römischen Reiches wird eingehend beleuchtet werden. Im Anschluss soll die Relevanz dieses Sonderwegs für die Gegenwart und Zukunft einstiger Reichsstädte herausgearbeitet werden. Dabei haben Memorialkultur, Mentalitätsgeschichte, Soziologie, wirtschaftliche Entwicklung sowie deren Implikationen für kulturelle Prägungen und gegenwärtige Identitäten ihren Raum.

Wie ist das Erbe des »Kommunalismus« (Peter Blickle) für die Gegenwart zu bewerten? Besteht in der heutigen Stadtgesellschaft eine Verbindung zum reichsstädtischen Erbe? Wird dieses Erbe – sei es materiell oder immateriell – als Segen, Fluch oder schlichtweg als irrelevant angesehen? Wird ein bestimmtes Framing genutzt, um dem möglicherweise problematischen Erbe eine positive Wendung zu geben?

Denn problematisch ist dieses Erbe allemal. Mit einem »Reich« in Verbindung gebracht zu werden, konnte bereits lange vor der heutigen »Reichsbürgerbewegung « zu negativen Konnotationen führen. Das imperialistische Kaiserreich von 1871 bis 1918 genauso wie das nationalsozialistische »Dritte Reich« sind ungeeignete Bezugsgrößen. So stellt sich die Frage: Was bleibt? Welche Spuren haben die Jahrhunderte der Eigenständigkeit dieser Staatswesen en miniature vor Ort hinterlassen? Offensichtlich sind die Spuren im Stadtbild – Infrastruktur, öffentliche Bauten, Ikonografie. Kann im Sinne eines Generationen übergreifenden Sonderbewusstseins die DNA einer Reichsstadt die Stadtbevölkerung bis heute prägen? Welche Traditionen sind aktiv übernommen, weitergepflegt oder an veränderte Gegebenheiten angepasst worden? Inwiefern unterscheidet sich eine einstige Reichsstadt von einer ehemals freien Stadt oder ehemaligen Landstadt? Oder sind all diese Unterschiede nach über 200 Jahren passé?

Es stellt sich aber auch die Frage nach der Gewichtung von Chancen und Schwierigkeiten eines Reichsstadtstatus im Verlauf der Jahrhunderte: Wo hat das Beharren auf die Reichsfreiheit möglicherweise eine andernfalls positive Entwicklung gehemmt? Wo wurden Ressourcen aufgebraucht für Angelegenheiten, die weit außerhalb der Kontrolle und dem eigentlichen Interesse der Stadt lagen? Liegt im Ausblenden negativer Aspekte eine Gefahr, in dem die Vergangenheit verklärt oder gar verherrlicht wird?

Letztlich soll sich zeigen, ob – anknüpfend an die Tagung »Der ›Rothenburger Weg‹ zwischen Heimatschutz, malerischem Architekturstil und Postmoderne« 2021 – es eine Modernität in der Bewahrung der Vergangenheit geben kann? Gegenüber Fragen des Städtebaus rücken auf unserer Reichsstadt-Tagung eher soziologische, sozial- und mentalitätsgeschichtliche Fragen in den Fokus. Führt ein Weiterdenken der Reichstadtidee zwangsläufig zum Kirchturmdenken oder zu einer Neubelebung der Regionalität in Zeiten der Stadtflucht? Kann eine Suburbanisierung vermieden werden, indem die Dörfer als prägende Elemente des reichsstädtischen Territoriums Wertschätzung und Anbindung erfahren – so also eine Attraktivitätssteigerung erfahren? Oder sind all dies nur verzweifelte Versuche, einer längst Realität gewordenen, unumkehrbaren Obsoleszenz entgegenzuwirken?

Programm

Freitag, 26. April 2024
9:30 Uhr Anmeldung

10:00 Uhr Grußwort des Oberbürgermeisters Dr. Markus Naser

10:15 Uhr Prof. Dr. Karl Borchardt (München): Reichsstadt und Territorium – eine vertane Chance?

11:00 Uhr Prof. Dr. Peter Rückert (Stuttgart): Reichsstädte und Pilgerverkehr. Rothenburg in der spätmittelalterlichen Sakrallandschaft des deutschen Südwestens

11:45 Uhr Diskussionsblock

12:00 Uhr Mittagspause

13:00 Uhr Dr. Thomas Lau (Freiburg/CH): Kaiser und Reichstadt am Beispiel der Konfessionalität

13:45 Uhr Dr. Joachim Halbekann (Esslingen): Esslingen am Neckar – Geschichtsbild und Selbstwahrnehmung einer ehemaligen Reichsstadt

14:30 Uhr Diskussionsblock

14:45 Uhr Kaffeepause

15:00 Uhr Maximilian Mattausch M. A. (Dinkelsbühl): »Degradiert und Vergessen« – die ehemalige Reichsstadt Dinkelsbühl nach der Mediatisierung

15:45 Uhr Dr. Hartwig Kersken (Dortmund): Die vergessene Reichsstadt? Zur Vergangenheitsrezeption in der Industriestadt Dortmund

16:30 Uhr Diskussionsblock

16:45 Uhr Musikalischer Beitrag der Städtischen Musikschule
Rothenburg ob der Tauber

17:30 Uhr Ende des ersten Tagungstages

Samstag, 27. April 2024
9:00 Uhr Prof. Dr.-Anja Grebe (Krems): (Reichs-)Städtische Repräsentation. Kulturelles Erbe und Identitätsstiftung im digitalen Zeitalter

9:45 Uhr Dr. Joshua Hagen (Stevens Point/USA): Rothenburg as a composition

10:30 Uhr Kaffeepause

10:45 Uhr Dr. Thomas Götz (Regensburg): German Home Towns – Revisited

11:30 Uhr Diskussionsblock

11:45 Uhr Mittagspause

12:45 Uhr Prof. Dr. Bernhard Löffler (Regensburg): Altes Reich und Reichsstädte in der bayerischen Erinnerungslandschaft

13:30 Uhr Prof. Ing. Christa Reicher / Prof. Dr. Joachim Vossen (Aachen): Von Schneeballen und Donuts

14:15 Uhr Abschlussdiskussion

14:45 Uhr Ende der Tagung

Contact (announcement)

Dr. Florian Huggenberger (stadtarchiv@rothenburg.de; 09861/709768)

https://stadt.rothenburg.de/stadt/geschichte/stadtarchiv